Dem Riesenverlust für die Stadt Heilbronn durch den Verkauf der ZEAG-Aktien soll jetzt noch eins drauf gesetzt werden

1.892.705

Verkauf am

31.01.2002

 Kurswert:

      72,94

   138.053.902,70    

'Verlust'[1]:

Stück

Höchstwert am

07.08.2007

Kurswert:

145,00

274.442.225,00

-136.388.322,30

ZEAG-Aktien Wert am 26.06.2010

Kurswert:

129,50

245.105.297,50

-108.051.394,80

Über den aktuellen Kurs können Sie sich hier informieren  | Anfrage dazu: "Aktientausch" HVG und ZEAG


Nicht nachzvollziehbar

Eigentlich ist es nicht nachvollziehbar, was sich da abspielt, denn die Zusammenarbeit war bisher vertrauensvoll und gut:

Die EnBW ist mit 25,1 Prozent an der zu 74,9% der Stadt gehörenden Heilbronner Versorgungs GmbH (HVG) beteiligt und damit bereits im Heilbronner Gas- und Wassergeschäft.

Die HVG macht ihr Geschäft dabei glänzend und gut.

"Gegen den französischen Arbeitsminister, Eric Woerth, sind neue Vorwürfe erhoben worden. Er soll als ehemaliger Budgetminister ein Waldstück inklusive Pferderennbahn und Golfplatz  um etwa 18 Millionen Euro weit unter Wert veräussert haben." [4]

Möglich sind solche Dinge in einer Demokratie eigentlich nur, wenn die parlamentarische Kontrolle fehlt - entweder aus Unvermögen oder "vorauseilendem Gehorsam"...

Weshalb sollte also die EnBW[2] nun gegen ihre eigene Beteiligung konkurrieren und diese unter Druck setzen sollen?

Dennoch: Zehn Jahre nach dem Verkauf der städtischen ZEAG-Aktien an die EnBW soll nun der nächste Deal gelandet werden.

Dazu bekam der Heilbronner Gemeinderat zunächst einmal den Maulkorb verpaßt - die Stadtverwaltung plauderte dann die wesentlichsten Punkte selbst in die Öffentlichkeit.

Nun will man dem Gemeinderat den Tausch von 10 Prozent ZEAG-Aktien gegen weitere 24,8 Prozent Anteilen an der HVG als gutes Geschäft verkaufen, also im Verhältnis 1:2,48.

Die HVG setzte 2009 106 Millionen Euro um, die ZEAG 125 Millionen Euro.

Das ist jedoch ein Verhältnis von nur 1:1,18.

Transparenz gleich Null

Gleichzeitig wird der Einfluß des Gemeinderates über den Aufsichtrat noch mehr sinken.

Ohnehin wurden auf diese Weise der Privatisierung bereits die Entscheidungen über Wasser- und Gaspreise der öffentlichen Transparenz entzogen. 

Tenor und Inhalt der gemeinsamen Pressemitteilung von Stadt und EnBW/ZEAG lassen darauf schließen, daß das Ganze keinesfalls der spontane Einfall anläßlich der bevorstehenden Verlängerung des Standortsicherungsvertrages ist, sondern nur der nächste Schritt zum schon vor zehn Jahren angepeilten Verschleudern städtischen Vermögens an einen internationalen Konzern ist.

Damals hatte es eine Gemeinderatsmehrheit gerade noch verhindert, daß auch noch die Lebensgrundlagen Gas und Wasser vermonopolisiert wurden. 

Das soll nun schrittweise nachgeholt werden, indem man nach bewährter Methode ein Menetekel an die Wand malt.

Die Methode ist weltweit bewährt: Es werden Schreckgespinste über die hilfreichen Medien verbreitet.

Mal gibt es das beliebte "Ende der Ressourcen" oder ein "Ozonloch", dann die "Hühnergrippe", mal den "Klimawandel" oder die "Schweinegrippe" und jetzt "versinken die Malediven" - wiewohl jeder in einem mit Eiskrümeln gefüllten Glas sehen kann, daß schmelzendes Eis das Glas nicht überlaufen läßt, sondern der Wasserstand sinkt.

Immer finden sich genügend "politisch Verantwortliche", die sich damit wichtig nehmend selbst zum Hampelmann großer davon profitierender Konzerne degradieren.

War es Anfang des Jahrtausends das an die Wand gemalte Schreckgespenst eines "Preisverfalls im Energiesektor", der angeblich die kleinen kommunalen Energieträger in die Pleite führen sollte, so ist es nun die "drohende Konkurrenz im Gasgeschäft".

Damals stürzte die ZEAG-Aktie, die am 15.5.2000 einen Spitzenwert von 338 Euro erreichte und bis dahin mit einem mittleren Kurs von rund 250 Euro[3] bewertet wurde, aus "heiterem Himmel" am 11.12.2000 auf 58 Euro ab.

Noch sieben Monate vorher erreichte sie Werte bis zu 338 Euro.  

Was es mit diesem Absturz auf sich hatte, dürften nur die Insider durchschauen.  

Jedenfalls war die Aktie schlagartig nur noch ein Bruchteil wert - bleibt die Frage, weshalb sich ein Konzern dann so sehr um diese Aktien bemüht, wenn doch die Geschäftsaussichten vermeintlich derart schlecht sind, daß sogar eine Aktie fast ins Bodenlose fällt und man dann noch zum Kurswert einen Zuschlag zahlt?

Zum 31.1.2002 hat jedenfalls der Gemeinderat der Stadt Heilbronn auf Betreiben von OB Himmelsbach und der damaligen Finanzbürgermeisterin Mergen den Verkauf der 1.892.705 ZEAG-Aktien, bis dahin Eigentum der Bürger der Stadt Heilbronn, zum Kurswert von 72,94 Euro gegen 3 Stimmen beschlossen, die nachdrücklich und wiederholt davor gewarnt haben.
Begründet wurde die Warnung damit, daß auf dem Energiesektor mit Ertragsverbesserungen zu rechnen sei.
Die übliche Gemeinderatsmehrheit folgte blind der Verwaltung und verkaufte das Paket für 138.053.902,70 Euro an die EnBW.

Weitere vorhandene Bieter und deren Preisangebote zu nennen, hat sich die Verwaltungsspitze bis heute geweigert, was manche spekulieren läßt, daß gar keine andere und vielleicht bessere Angebote eingeholt wurden.

Aber die Mehrheit des Gemeinderates hatte daran kein besonderes Interesse.
Wie am 24.1.2002 im
Redebeitrag von StR Alfred Dagenbach vorausgesagt, sind die Prognosen hinsichtlich der Ertragsverbesserungen auf dem Energiesektor eingetroffen und haben binnen weniger Jahren zu exorbitanten Gewinnen der Käufer geführt – zum Nachteil der Bürger der Stadt Heilbronn.

Sofort nach den "Geschäft" schnellte die Aktie auf 78,51 Euro hoch, was einem Wertzuwachs von allein 10 Millionen Euro oder 20 Millionen DM entsprach.

In der Spitze erzielte die Aktie eine glatte Verdoppelung auf 145,00 Euro entsprechend 136 Millionen Euro Wertzuwachs.

Kein Wunder also, daß die EnBW nochmals 20 Millionen als Zuckerle für den Gemeinderat obendrauf legte, die sie schnell wieder erwirtschaften konnte.

Heute wissen wir, daß Kommunen, die andere Lösungen suchten und fanden, damit keine Pleite erlebt haben.

Wir wissen auch, daß die Warnungen in den Wind geblasen wurden und man sich bei der EnBW die Hände reibt.

Die Stadt Heilbronn aber könnte allein mit den verlorenen Dividenden jährlich 2 Turnhallen bauen und hätte längst die Schultoiletten sanieren können.

Stattdessen tagt unter Verstoß gegen die Gemeindeordnung im Dunkeln ein Ausschuß als "Haushaltskonsolidierungskommission", der doch eigentlich mit diesem damaligen Deal des selbsternannten Finanzexperten Himmelsbach gar nie hätte nötig sein dürfen.

Man kann den nun geplanten Superdeal natürlich auch als (rund 50 Millionen Dividenden teures) Eingeständnis einer Fehlentscheidung sehen, um wenigstens einen kleinen Teil verlorener Dividenden zurückzuholen...


[1] Dem 'Verlust' müssen noch die pro Jahr entgangenen Gewinne von jeweils einigen Millionen € an Dividende hinzugerechnet werden.
Diese betrug für das Geschäftsjahr 2009 bei 1,80 EUR je dividendenberechtigter Stückaktie  6.800.400,00 EUR.

Hinzu kam die Ausschüttung einer Sonderdividende (Bonus) in Höhe von 0,75 EUR /Aktie mit 2.833.500,00 EUR, also insgesamt 9.633.900 Euro oder rund 18 Millionen Deutsche Mark.

 

[2] Hauptaktionäre der EnBW sind mit 45,01% die Électricité de France (EDF) sowie mit 45,01% die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW).

 

[3] Ginge man von dem Mittelwert 250 Euro je ZEAG-Aktie aus, so wäre der Wert der verkauften Aktien insgesamt 473.176.250 Euro gewesen, der 'Verlust' aus dem Geschäft wäre demnach sogar 335.122.342,30 Euro oder mehr als 600 Millionen DM.

 

[4] Quelle: Neue Züricher Zeitung v. 15.07.2010 [NZZ]

 


Tabelle: 'Verlust'[1],

gemessen am Verkaufskurs von  72,94 Euro

bei einem Kurswert von...:

Kurs

Wert

'Verlust'

112,00 211.982.960,00 -73.928.057,30
115,00 217.661.075,00 -79.607.172,30
116,00 219.553.780,00 -81.499.877,30
116,16 219.856.612,80 -81.802.710,10
117,00 221.446.485,00 -83.392.582,30
119,00 225.231.895,00 -87.177.992,30
120,00 227.124.600,00 -88.070.697,30
121,00 228.017.305,00 -90.963.402,30
122,00 230.098.010,00 -92.856.107,30
123,05 232.897.350,25 -94.843.447,55
124,00 234.695.420,00 -96.641.517,30
125,00 236.588.125,00 -98.534.222,30
126,00 238.480.830,00 -100.426.927,30
127,50 241.319.887,50 -103.265.984,80
128,00 242.266.240,00 -104.212.337,30
129,00 244.158.945,00 -106.105.042,30
129,50 245.105.297,50 -108.051.394,80
130,00 246.051.650,00 -107.997.747,30
133,70 253.054.658,50 -115.000.755,80
145,00 274.442.225,00 -136.388.322,30

Über den aktuellen Kurs können Sie sich hier informieren  | Anfrage dazu: "Aktientausch" HVG und ZEAG

Chart
Kommentar
Redebeitrag
Reaktion Stadtzeitung S.4
Heilbronner Stimme v. 25.06.06
Heilbronner Stimme v. 30.06.06

26.06.2010

Stand 15.07.2010

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