Tricksen, tarnen, täuschen:
"NSU"
und die Hofberichterstattung
PRO-Stadtrat Alfred
Dagenbach: Der Mordfall Kiesewetter bleibt mysteriös
Die Ringfahndung um Heilbronn ►
22.7.2014 -
Die Ablehnung ihrer
Pflichtverteidiger durch die Hauptangeklagte Beate Zschäpe im Münchner
"NSU-Prozeß" hat das Thema wieder mehr in den Fokus gerückt.
Wie so vieles, so ist auch dies keine Überraschung, hinterläßt doch wie ihre
Verteidigung so manches in diesem Zusammenhang einen recht faden Beigeschmack.
Über das ungeliebte Thema im Dunstkreis der Geheimdienste hält der
"Stern"-Journalisten Rainer Nübel Vorträge.
Es geht über die Arbeit der Geheimdienste, insbesondere um die „Dunkelmänner vom
Amt“, über die der Co-Autor des Buches "Geheimsache NSU" bespielsweise
in
Volkshochschulen oder Buchhandlungen berichtet. So
auch jüngst in einer Heilbronner Buchhandlung.
Für Heilbronn ist natürlich der dem Komplex zugeordnete "Fall Kiesewetter"
besonders interessant.
Er berichtet nicht nur darüber, daß im Umfeld des Nationalsozialistischen
Untergrunds (NSU) mehr als 20 V-Leute installiert waren und stellt zu Recht die
Frage, wie es vor diesem Hintergrund sein kann, dass deutsche Geheimdienste mehr
als zehn Jahre lang nichts davon mitbekommen haben sollen, was hier vor sich
ging?
So ist auch der ebenfalls dem NSU zugeschriebene Mord an der Heilbronner
Polizistin Michèle Kiesewetter für Nübel immer noch
„vollkommen unaufgeklärt“.
Er verweist dazu auf die Jagd nach dem „Phantom von Heilbronn“, die im
offiziellen Sprachgebrauch immer noch weiterbetrieben wurde, als bereits völlig
klar gewesen sei, dass dieses "Phantom" nur auf DNA-verunreinigte
Wattestäbchen zurückzuführen gewesen ist.
Gleichsam rätselhaft bleibt, warum alle Zeugen, die unmittelbar nach dem
Heilbronner Polizistenmord blutverschmierte Personen gesehen haben, von der
Bundesanwaltschaft für unglaubwürdig erklärt werden.
Gerade im Mordfall Kiesewetter sind behördliche Angaben und Vorgänge häufig
mysteriös und widersprüchlich. Einem Phantombild, das aufgrund der Erinnerungen
des damals schwer verletzten Kollegen der Polizistin angefertigt wurde wird
keine Bedeutung beigemessen.
Nübel hatte recherchiert, dass unmittelbar nach dem Anschlag auch
Islamisten am Tatort präsent waren, was jetzt von Ermittlungsbehörden teilweise
zugegeben wird.
Eine Rolle spielt für Nübel auch das US-Militärgeheimdienstpapier, von
dem der „Stern“ Ende 2011 berichtet hatte und das dann als "Fälschung"
deklariert wurde. Demnach soll es am Tag des Heilbronner Polizistenmordes eine
Observation eben jenes fünften Mannes der Sauerland-Terrorgruppe gegeben haben,
die aber gegen 14 Uhr auf der Theresienwiese abgebrochen wurde, da es dort zu
einer Schießerei gekommen sei.
Die Behauptung des baden-württembergischen Verfassungsschutzes, am Tattag in
Heilbronn nicht gewesen zu sein, wurde inzwischen durch den
NSU-Bundestagsuntersuchungsausschuss widerlegt.
Auch gehe aus dem Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses hervor, daß
diese Akten zur Anwesenheit eines Verfassungsschützers in Heilbronn in der
Stuttgarter Behörde geschreddert wurden.
Ungeklärt bleibt bisher auch, welchen Auftrag ein amerikanischer Master Sergant
der US-Special Forces Group, der eine Stunde vor dem Mord vor Heilbronn geblitzt
wurde, hatte.
Seine Einheit ist die unter anderem für islamistische Terrorabwehr zuständig.
Nübel berichtet auch über Passagen aus geheimen Akten des
Bundesnachrichtendienstes.
So habe eine eigene Prüfung der Amerikaner schon Anfang Dezember 2011 ergeben,
dass zwei FBI-Agenten zur Tatzeit in Heilbronn gewesen seien und nach dem
Mordanschlag auf der Theresienwiese sofort wieder in die USA beordert worden
sind.
Der BND habe eine interne Anweisung gegeben, wonach deutsche Ermittler dazu
keine klärenden Gespräche führten sollten.
Mysteriös bleibt daher auch, daß es ausgerechnet bei zwei Zeugen seltsam
anmutende Todesfälle gegeben hat:
V-Mann "Corelli" und ein 21jähriger Zeuge aus Eppingen, der angeblich
nichts besseres gewußt haben soll, als sich im Auto vor einer Vernehmung in
Stuttgart selbst zu verbrennen...
Rainer Nübels Fazit über die Geheimdienste: "Sie tricksen, tarnen und
täuschen“.
Mit von der Partie sind allerdings auch jene Medien, die sich staatstragend
gebend in "Hofberichterstattung" üben.
Die Unterdrückung nicht ins mediale, häufig politisch motivierte Kalkül
passender Nachrichten und Meinungen gestattet das Presserecht zwar einerseits,
wirft aber auch andererseits einen langen Schatten darauf, wie glaubwürdig das
ist, was den Lesern so gefiltert und zensiert vorgesetzt wird.
Es soll auch schon Journalisten gegeben haben, die sich von Geheimdiensten und
anderen "staatstragenden" Organisationen ein Zubrot verdienen durften...
Diese Praxis nahm der Heilbronner PRO-Stadtrat Alfred Dagenbach in
einem Leserbrief aufs Korn, nachdem die Heilbronner Stimme am 21.7.2014
unter dem Titel "Lauter Vorwurf: Der Staat verschleiert" über einen
Vortrag von Rainer Nübel in einer Heilbronner Buchhandlung berichtet
hatte.
Sein Inhalt:
"Zum Glück gibt es noch ein paar
Journalisten wie Rainer Nübel, denn nach dem Motto "Es kann nicht sein,was nicht
sein darf" gehen obrigkeitshörige Journalisten allzu gerne bequem über
Ungereimtheiten hinweg und tragen damit - wie im Fall "Kiesewetter" - zur
gewollten Verschleierung staatlichen Handelns bei. Nicht ganz ungewollt bringt
man bei Zweifeln dann die zur Vertuschung bewährte Verschwörungstheorie ins
Spiel, dabei glaubt doch kein Mensch mit halbwegs Grips im Kopf noch, daß bei
den Ermittlungen alles genau so gelaufen ist, wie es offiziell dargestellt und
geflissentlich verbreitet wird. Gegen das praktizierte Verschweigen und
Vertuschen gab es zu viele Widersprüche allein in der Berichterstattung, von den
berühmten Wattestäbchen bis zum Schreddern von Akten. Statt
"Verschwörungstheorien" ins Spiel zu bringen, sollte besser mal hinterfragt
werden, warum denn Akten bis 2071 gesperrt werden müssen, wenn man nichts zu
verbergen hat? Wenn von unseren geheimdienstlichen "Staatsschützern"
hochbezahlte Typen als Zeugen auftreten, reihenweise verantwortliche
Geheimdienstchefs zurücktreten und sich "Verfassungsschützer" zum Tatzeitpunkt
erwiesenermaßen in direkter Nähe aufhalten ohne etwas mitbekommen zu haben, dann
stinkt es dich bis in den Himmel. Wer sagt denn, daß dann auch alle Indizien
noch echt und unverfälscht sind? Waren die Täter so doof, eine Jogginghose
jahrelang ungewaschen aufzuheben? Aus welchem Wundermaterial sind denn die im
Zwickauer Brandschutt unverbrannt "aufgefundenen" Bekenner-DVD's? Wer sagt denn,
daß es bei dem Mordanschlag in Wirklichkeit nicht um Michèle Kiesewetter,
sondern um ihren überlebenden Kollegen ging? Daß der Fall "Kiesewetter"
überhaupt nicht in die übrige Mordserie paßt, fällt doch schon einem Blinden
auf. Und die ohnehin mit Unglaubwürdigkeiten gespickte "Aufklärung" trägt auch
nicht zur Vertrauensbildung in die dafür zuständigen - weisungsgebundenen -
staatlichen Stellen bei. Und außerhalb jeder bis dahin zu respektierenden
Unschuldsvermutung stellen beamtete und andere ganz helle Köpfe schon vor der
Urteilsverkündung die Täter fest. Nicht einmal die Frage nach Hintermännern wird
gestellt. Die "Staatsräson" läßt grüßen - und warum gibt es ausgerechnet in
Baden-Württemberg keinen Untersuchungsausschuß dazu?"
Nicht ganz unerwartet wurde die Veröffentlichung abgelehnt.
Die Begründung: "...vielen Dank für Ihre
Leserzuschrift von heute, 21. Juli 2014. Diese wurde leider von der
Chefredaktion mit dem Grund „zu polemisch“ abgelehnt und kann somit nicht
veröffentlicht werden. Ich bitte um Ihr Verständnis! Mit freundlichen Grüßen ..."
Alfred Dagenbach forderte schon unmittelbar, nach dem die "Zwickauer Terrorzelle" ins Visier der Bundesanwaltschaft gelangt ist, in einem ► Offenen Brief eine klare Aufklärung unter allen Aspekten, darunter auch die umfassende Überprüfung staatlichen Handelns - für Kenner auch nicht unerwartet, gibt es dazu außer dem deutlich zu erkennenden Bemühen, Unangenehme Fragen zu verschweigen, keine Resonanz.
Der "Mordfall Kiesewetter" bleibt mysteriös, daran ändern auch alle Versuche politisch motivierter Beschönigung aus falsch verstanderner "Staatsräson" nichts.
Mehr dazu:
Volkshochschulen
Der Sumpf
Bürgerbewegung e.V.
PRO Baden-Württemberg
1.Vorsitzender: StR Alfred
Dagenbach - 2.Vorsitzende: AltStR Dr. Christian Haellmigk, StR
Heiko Auchter
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