Die Spitze des Eisbergs

Teil II Personenteil D


Judith Demba, Grüne, Sportsprecherin

ihrer Partei in Berlin, möchte "Olympia 2000" in ihrer Stadt mit spektakulären Aktionen im April `93 verhindern.
Die Gefahr gewaltsamer Ausschreitungen räumt sie ein.
Sie könne verstehen, "daß in einer Gesellschaft, in der man mit demokratischen Mitteln sehr wenig erreicht, die Leute eben zu anderen Aktionsformen greifen." Gewalt gegen Personen lehne sie "natürlich" ab.
Inzwischen hat sie einen Video-Film gedreht, der den IOC-Mitgliedern gesandt werden soll, wobei auch auf die "ausgeprägte Demonstrationskultur" in Berlin hingewiesen wird.
Am Ende des Videos droht eine vermummte Person: "We are waiting for you." [03.03]


Herta Däubler-Gmelin, SPD, MdB:

Die verhinderte Bundesverfassungsgerichts-Richterin und "SPD-Rechtsexpertin" meinte im Südwestfunk nach dem Lübecker Synagogenbrand (25.3.94) über Franz Schönhuber, wegen dessen Vorwurf an Ignatz Bubis, aufgrund seiner falschen Beschuldigung der Republikaner ein Volksverhetzer zu sein : "Es war schon immer eine Spezialität der deutschen Rechten, selber Täter zu sein und Mörder zu unterstützen...Ich hoffe, es wird einen Richter in Deutschland geben, der diesen, einen der bestbezahlten Hetzer in diesem Land, endlich dahin bringt, wohin er gehört, nämlich hinter Gitter." Viel zu viele im Bereich der Justiz und der Politik vollführten "Eiertänze, weil sie sagen, man muß den Herren Schönhuber und Frey dieses und jenes nachweisen." Ohne daß eine konkrete Spur vorliegt, behauptet Däubler-Gmelin: "Wenn es sich um eine politische Partei handelt, was bewiesen werden muß, woran ich aber nicht zweifle, dann muß man sie verbieten." [25.07]
Bald darauf zeigen die Spuren nach Nahost, wie aus bis dahin unter Verschluß gehaltenen Akten der Bundesanwaltschaft hervorgeht. [34.07]
Von einem "palästinensischen Hintergrund" ist die Rede.
"Bonn-Info" fragt: "...unterstellt, es waren in Lübeck nicht Rechtsradikale, sondern ´Kräfte´ im Nahen Osten, wie stünde dann der respektable Ignatz Bubis mit seinen bisherigen Kommentaren zu Lübeck da?" [96.01]
"Focus" weist auf einen anderen Anschlag auf die Synagoge in Essen hin.
Dort wollten fünf Araber offenbar Vergeltung für das Massaker von Hebron (25.2.94) verüben. [31.10]
.
Später wird der Name Munir al-Makdah als palästinensischer Auftraggeber genannt und als "stillen Beleg" für die Wahrscheinlichkeit der Nahost-Spur das Schweigen Israels nach dem Lübecker Anschlag gewertet. [31.11]


Alfred Dick, CSU, Minister,

Bezirksvorsitzender von Niederbayern, aus Ärger über seine Absetzung und Enttäuschung über den bayrischen Ministerpräsidenten Max Streibl: "So ist es gewesen - Heil Hitler, Amen." [05.07]


Eberhard Diepgen, CDU, Bürgermeister

und Landesvorsitzender in Berlin reagiert ebensowenig auf eine Pressemitteilung der Berliner Jungen Union wie die Berliner CDU.
Die Junge Union in Berlin gab eine Presse-Erklärung mit der provozierenden Überschrift: "Kein Juden-Denkmal am Potsdamer Platz" in Umlauf. Darin spricht sie sich mit rüden Worten gegen den Bau eines 15 Millionen Mark teuren Holocaust-Mahnmals in der deutschen Hauptstadt aus und möchte stattdessen lieber eine Schule errichtet sehen oder mehrere Berliner Jugendfreizeitheime renoviert haben.
In der vom Berliner JU-Sprecher Thorsten Dorn verfaßten Pressemitteilung wird dem Berliner Senat vorgeworfen, ausgerechnet in der neuen Mitte der Stadt ein "überflüssiges Mahnmal" errichten zu wollen.
Für eine derart exponierte Stelle müsse eigentlich eine sinnvollere Nutzung als ein "Juden-Denkmal" gefunden werden.
Heiner Kausch, der Berliner JU-Landesvorsitzende glaubt, im Zusammenhang mit der geplanten Gedenkstätte vor weiteren "Betroffenheits-Ritualen" warnen zu müssen.
Der ehemalige JU-Bundessprecher, Holger Doetsch, forderte die Berliner CDU-Spitze bis dahin vergeblich auf, den eigenen Nachwuchs zur Raison zu bringen: "Wie lange will man noch zusehen, daß sich dort rechtsextreme Tendenzen breitmachen." [05.31]


Peter Michael Diestel, CDU, Minister,

erklärte als Noch-Innenminister der DDR, daß er auf ehemalige Mitarbeiter der Stasi nicht verzichten will.
In einem Rundfunk-Interview erklärt er: "Diese Männer können schießen, diese Männer sind sehr diszipliniert, diese Männer verfügen möglicherweise auch noch über Waffen, diese Männer sind phantastisch ausgebildet." [05.13]


Jutta Ditfurth, Grüne, MdB,

geriet mehrfach mit Polizisten aneinander.
Das Bonner Amtsgericht verurteilte sie zu 1.500 DM Geldstrafe wegen Polizisten-Beleidigung. [24.04]
Auch sieht sie sich einer Klage ihres ehemaligen Parteifreundes Walter Oswald ausgesetzt, der behauptet, Teile eines Ditfurth-Buches seien von ihm abgekupfert.
Er wehrt sich gegen die Autorin, "die in Moskau Diktatoren lobt und in einem Bericht über Kuba die Kinderarbeit verniedlicht." [24.08]
Zum Thema "Abtreibung" meinte sie: "Also, ich bin 36, da finde ich zwei Abtreibungen auf ein lustvolles, knapp zwanzigjähriges Geschlechtsleben relativ wenig." [24.26]


Karin Dörre, PDS, Vorstandsmitglied

der SED-Nachfolgepartei, kritisierte in einem Spiegel-Interview, daß in dieser Partei keine Erneuerung der politischen Moral stattgefunden habe.
Die Parteispitze um Gregor Gysi betreibe eine "Geheimdiplomatie", wobei das "Interesse an Macht, Geld und Parteiposten" beherrschend sei.
Kritik werde mit dem Argument unterdrückt, sie helfe nur dem politischen Gegner.
"Das Interesse an der Partei steht wieder über allem, wie zu schlechtesten SED-Zeiten." Wer intern kritisiere, werde in Mißkredit gebracht.
Gysi und der frühere stellvertretende Parteivorsitzende Andre Brie "mauscheln und kungeln" und machen parteiinterne Entscheidungen unter sich aus.
In vielen wichtigen Bereichen spiele der Bundesvorstand keine Rolle. [03.18]
Ende Januar 1995 tritt Dörre wegen der mangelnden Auseinandersetzung der PDS mit ihrer SED-Vergangenenheit aus dieser Partei aus, mit der Begründung: "Ich kann und will mich nicht länger verbiegen." Sie wirft der PDS-Führung vor, die Repressionen durch das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) zu verharmlosen.
Sie meint: "Heute gehört es eher zum guten Ton, sich eher mit der einstigen Elite zu solidarisieren, als mit jenen, die in der DDR Widerstand geleistet haben." Die von der PDS auf deren Parteitag angestrebte Distanzierung von der "Kommunistischen Plattform" (KPF) solle lediglich "der Brautpreis für eine Zusammenarbeit mit der SPD" sein. [68.02]


Alfred Dregger, CDU, Fraktionsvorsitzender

im Bundestag: "Ausländer sind Gäste, von daher auch nicht Mitbürger". [10.01]
Bereits 1982 zum selben Thema: "Ich möchte, daß auch in Zukunft Ausländer nach Deutschland kommen können.
Das setzt aber voraus, daß die Rückkehr der Ausländer in ihre Heimat nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist...Selbst für die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft bedeutet Freizügigkeit nicht die Einräumung eines Dauerwohnrechtes für jeden...Es ist nicht unmoralisch, zu fordern, daß der uns verbliebene Rest Deutschlands in erster Linie den Deutschen vorbehalten bleibt." [109.01]
Zur Diskussion um den 50. Jahrestag der Kapitulation Deutschlands im 2.Weltkrieg erklärt er unter Hinweis auf die "Vertreibung von 14 Millionen Deutschen, wovon 2 Millionen umkamen", der "Abtrennung Ostdeutschlands und des Sudetenlandes", sowie "45 Jahre Stalin-Diktatur in Mitteldeutschland": "Zum Feiern besteht wahrlich kein Anlaß.
Unsere ´Befreiung´ besteht darin, daß die Kriegsgegner von einst heute unsere Freunde sind." [68.01]
Und: "Die Niederlage Deutschlands im 2.Weltkrieg, die Vertreibung der Ostdeutschen und die Sowjetisierung Mitteldeutschlands waren kein Akt der Befreiung." [05.27]


Gerhard Dürr, SPD, Stadtrat

in Stuttgart, bekam eine Anzeige wegen Strafvereitelung und Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Dürr hatte während einer gewaltsamen Demonstration von Kurden in Stuttgart einen Polizeibeamten am Arm festgehalten, als dieser einen messerziehenden Kurden festnehmen wollte.
Da Dürr als Versammlungsleiter und Vorstandsmitglied des veranstaltenden deutsch-kurdischen Vereins keine Ordner bestimmt habe, bekam er auch noch eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetzes.
Zudem sei er nicht aktiv genug eingeschritten, als ihn die Polizei aufgefordert habe, das Verteilen von Flugblättern zu unterbinden. [03.11]

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Stand der Seite: 03. Januar 2002