Die Spitze des Eisbergs

Teil II Personenteil B


Egon Bahr, SPD, MdB, Bundesgeschäftsführer

der SPD, erklärte lt.
einem Telegramm der Moskauer DDR-Botschaft 1983 gegenüber dem sowjetischen ZK-Sekretär Boris Ponomarjow, die SPD besitze "keine Zukunft ohne Unterstützung der UdSSR und anderer brüderlicher Länder." [24.37]
Dem SPD-Parteivorstand will er im selben Jahr klarmachen, daß auch dann, wenn wir keine Mittelstreckenraketen hätten, die Sowjetunion aber ihre SS-20 behielten, könnten diese uns niemals politisch erpressen.
Denn dazu gehörten stets zwei - einer, der sich erpressen ließe, und der Erpresser.
Wir würden uns aber nicht erpressen lassen.
So einfach sei das. [128.01]
1995 belegen Aktenfunde Bahrs bis dahin unbekannte konspirative Kontakte zu Top-Agenten des Kreml, deren Anfänge bereits im Jahr 1968 liegen sollen.
So soll der Moskauer Vertrag, ein Kernstück der Ostpolitik der damaligen SPD/FDP-Regierung ohne seine intensiven Beziehungen zum 1995 noch immer in Bonn residierenden KGB-General Wjatscheslaw Keworkow nicht zustande gekommen sein, wie aus sowjetischen Geheimdienstdokumenten hervorgeht.
Wann immer es auf der offiziellen Ebene Probleme gegeben habe, habe "Tricky Egon" seine bewährte KGB-Connection aktiviert.
Darüber wurde strengstes Stillschweigen gewahrt, wie aus Aufzeichnungen des damaligen KGB-Chefs Jurij Andropow hervorgeht, um Bahr nicht in den Verdacht zu bringen, eine Marionette des Kreml zu sein. [31.09]
Noch 1988 erklärt er zur Wiedervereinigung: "In der Teilung gibt es deutsche Chancen, es gibt keine Chance, die beiden deutschen Staaten zusammenzuführen." [106.01]
Im Herbst 1989 hört sich das so an: "Daß der ganze Prozeß mit der SED passieren muß, ist unbezweifelbar.
Wir stehen doch nicht vor der Übernahme der DDR durch die heutige Opposition." [02.25]


Uwe Barschel, CDU, Ministerpräsident

von Schleswig Holstein, ließ 1987 in der Waterkantgate-Affäre den sozialdemokratischen Oppositionsführer Björn Engholm denunzieren und bespitzeln.
Ans Licht brachte Reiner Pfeiffer, sein Pressereferent, die Angelegenheit.
Sein Rücktritt erfolgte am 25.9.87. Um seinen Tod in der Badewanne am 11.10.1987 im Genfer Hotel Beau Rivage ranken sich etliche Legenden.
Bereits 1974 schrieb der damalige 30jährige Fraktionsvorsitzende Barschel mit dem Berufswunsch "Bundeskanzler" in einem vertraulichen Papier: "In der Beförderungspraxis muß sichtbar - und zwar geräuschlos - werden, daß unsere Regierung CDU-Freunde am ehesten für geeignet hält, CDU-Politik an Ort und Stelle zu verwirklichen." [01.01]
[66.01]


Herbert Bath, SPD, Landesschulrat

in Berlin, erklärte bereits 1982:"Wir müssen dafür Sorge tragen, daß unsere Kinder und Kindeskinder als Deutsche in ihrem Vaterland friedlich und unangefochten leben können, und wir dürfen ihnen nicht ein Land mit unlösbaren Problemen hinterlassen." Es habe nichts mit einer Diskriminierung von Ausländern zu tun, wenn die Abneigung der Bevölkerung gegen eine Ausländerpolitik wachse, die sich durch Tatenlosigkeit gegenüber unhaltbaren Zuständen auszeichne. [59.01]


Robin Bauer, GAL, Gemeinderatskandidat

in Leonberg und Vorsitzender des Leonberger Jugendhausvereins, entblößte sich als Mitglied der Band "Motorpussy", nahm sexuelle Handlungen vor und gab sich zusammen mit einer kleiderlosen Frau sexuellen Ausfälligkeiten hin. [71.01]


Gerhart R. Baum, FDP, MdB,

hat als Befürworter der Abtreibung seine eigene Frau als Gegnerin.
Ingrid Baum: "Ich habe eine völlig andere Meinung zum Thema Abtreibung als mein Mann.
Für mich ist Abtreibung ein heimtückischer Mord gegen das hilfloseste Wesen, das es gibt." [24.14]
Abtreibung sei "absolute Gewalt" gegen Kinder.
Wenn Kinder und Jugendliche mitbekämen, daß man so mit Menschen umgehen könne, erführen sie ein "schlimmes Menschenbild", worauf auch zunehmende Gewalttätigkeit von Kindern zurückzuführen sei. [68.05]


Günther Beckstein, CSU, Innenminister

in Bayern, verdankt sein Amt seiner Vasallentreue zu Edmund Stoiber.
Auf einer Bezirksversammlung in Nürnberg verpaßte Beckstein Stoibers Kunkurrenten Waigel die erste empfindliche Niederlage, als er gegen ihn abstimmen ließ.
Beckstein: "Ich werde in Stoibers Mannschaft sein und bilde mir ein, daß ich das Innenministerium ordentlich führen kann." [02.13]
Von der linken "Tageszeitung" muß er sich zahlreiche Dubiositäten im Parteiprogramm der CSU im Vergleich mit dem der Republikaner vorhalten lassen.
So fordere die CSU die "Verschärfung des Asylgesetzes, um kriminelle Ausländer zwingend ausweisen zu können".
" Wer unser ohnehin schon dicht besiedeltes Land zum Einwanderungsland machen will und darauf verzichtet, den Zuzug zu begrenzen, gibt das umweltpolitische Ziel , den Flächenverbrauch zu begrenzen, auf", heißt es an anderer Stelle.
Beckstein meint deshalb auch, man könne eine Partei nicht nur nach ihrem Programm beurteilen.
Auf die Frage, ob die CSU mit ihren Ansichten zur Inneren Sicherheit auf Stimmenfang am rechten Rand gehe, antwortet Beckstein: "Daß Rechtsextremisten alle möglichen Themen aufgreifen, stört mich überhaupt nicht...Entscheidend ist...daß wir die drohende Explosion der Straftaten in den Griff kriegen..." und: "...Laut bayerischer Kriminalstatistik von 1993 waren 42,8% aller ermittelten Tatverdächtigen nichtdeutsche Tatverdächtige...Das ist ein Grund zur Sorge...Ein Fünftel der ausländischen Tatverdächtigen sind in Bayern dauerhaft ansässig.
Das ist immer noch deutlich zuviel.
Eine Untersuchung der Jahre 1983 bis 1990 zeigte, daß dieser Bevölkerungsteil damit um das Zweieinhalbfache mehr belastet war als die in Bayern ansässigen Deutschen..." [48.05]
'Die Republikaner' forderten Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) in einer Erklärung als Retourkutsche auf dessen Ankündigung, 'Die Republikaner' intensiv überwachen zu lassen, auf, die CSU mit nachrichtendienstlichen Mitteln überwachen zu lassen: "Offensichtlich antisemitische Äußerungen eines CSU-Parlamentariers beweisen eher, daß ein Anhaltspunkt mehr gegeben ist, die CSU mit nachrichtendienstlichen Mitteln überwachen zu müssen." [76.03]
Sie nahmen dazu den Vorgang zum Anlaß, daß Peter Welnhofer, CSU - MdL in Bayern, zusammen mit zwei CSU-Stadträten die Pauschalkritik am "Moloch Israel" ebenso unwidersprochen hinnahm wie die Einstufung des Moskauer Rechtsextremisten Vladimir Schirinowski als "Ehrenmann" und damit für einen beispiellosen Eklat sorgte.
Bei einer Veranstaltung der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerunion (CSA) hatte ein Diskussionsredner als Ursache der deutschen Rezession die Zahlungen an andere Länder angeführt und dabei ausgesagt: "Der Moloch Israel schröpft uns immer weiter" und "die Amerikaner, die soviel Klimazonen haben, wo die Neger sich viel wohler fühlen würden, haben viel weniger aufgenommen." Weiter meinte er, Schirinowski sei ein "Ehrenmann und der einzig dankbare Ausländer", weil er als Gegenleistung für die deutschen Zahlungen die Rückgabe Ostpreußens angeboten habe.
Welnhofer räumte ein, daß er bei den Angriffen auf Ausländer und Israel "aus Versehen mitgeklatscht" haben könnte.
Die Kritik am "Moloch Israel" sei im übrigen in Anbetracht der Höhe der Zahlungen durchaus bedenkenswert, da nach Welnhofers Auffassung die Juden an solchen Vorfällen nicht ganz unschuldig seien.
So habe der verstorbene ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, "oft Öl ins Feuer gegossen." [76.02]
In Schutz genommen wird Welnhofer von Ministerpräsident Edmund Stoiber: "Aus der langjährigen Kenntnis seiner Person ist es völlig ausgeschlossen, daß Peter Welnhofer bei solchen Äußerungen bewußt klatscht." Gleichzeitig weist Stoiber Ansichten zurück, daß das Grundsatzprogramm der CSU mit seinen Schwerpunktaussagen zur "multikulturellen Gesellschaft" für solche Auswüchse verantwortlich sei.
Stoiber: "Die Bevölkerung wird doch davon berührt, daß in Deutschland jedes Jahr 750.000 Menschen integriert werden sollen." Dieses Problem sei nicht darurch zu lösen, "indem man es totschweigt." [76.03]


Klaus Bednarz, Fernsehmoderator

bei der ARD, sucht die Schuldigen für die Brandanschläge nicht nur bei den Brandsatzwerfern.
Auch "jene politischen und publizistischen Biedermänner, die seit Monaten und Jahren die sogenannte Ausländerdebatte angeheizt haben.
Im publizistischen Bereich sind es vor allem Hetzblätter der Springer-Presse, aber auch die FAZ und der Spiegel, die zur Panikmache gegen Ausländer beigetragen haben.
Und auf Seiten der Politiker seien nur drei Namen stellvertretend für viele genannt: Edmund Stoiber von der CSU, der einst im schönsten Nazideutsch von einer Gefahr der Durchrassung und Durchmischung der deutschen Gesellschaft sprach, sowie Volker Rühe von der CDU und Klaus Wedemeier von der SPD, die als eine der ersten das Ausländerthema zum Wahlkampfthema machten - in der Hoffnung, rechte Wählerstimmen zu gewinnen." [04.09]
[102.01]


Biggi Bender, Grüne, MdL

in Baden-Württemberg setzt sich für die Legalisierung von Cannabis (Haschisch) ein und gesteht "mit Einschränkungen" ein, schon einmal Kontakt mit "Dope" gehabt zu haben. [13.01]
Baden-Württembergs Innenminister Frieder Birzele (SPD) hält sie Ende 1994 "glatten Verfassungsbruch" vor, weil dieser die "perfekte Sicherheit" wolle, wenn er die "präventive Nutzung" der Telefonüberwachung anstrebe.
Diese sei "aber nur zu einem hohen Preis zu bekommen: die polizeipräventiven Erfassungen und der dabei entstehende Datenberg ersticken die Demokratie und führen direkt in den Überwachungsstaat Orwellscher Prägung." [68.01]


Kurt H. Biedenkopf, CDU, Ministerpräsident

von Sachsen, veröffentlichte 1989 ein Buch "Zeitsignale", in dem er den Umbruch der Parteienlandschaft beschrieb.
Ungehindert benutzt er dabei den Begriff Altparteien, dessen Verwendung durch 'Die Republikaner' diesen vom Verfassungsschutz gegen sie ausgelegt wird.
Biedenkopf: "Auch die Wahlen im ersten Halbjahr 1989 waren, abgesehen von der Europawahl, Regionalwahlen.
Aber sie unterschieden sich durch ihre Ergebnisse vom normalen Wahlmarathon der zurückliegenden Jahre.
Bei ihnen hat sich nicht nur in Gestalt der Republikaner eine neue Partei zunächst regional und dann bundesweit durchgesetzt.
Sie signalisieren zugleich, wie die Umfragen, die sie begleiten, eine Veränderung in der Parteienlandschaft.
Die bisherige Ordnung, die Ordnung der Altparteien, Union, Sozialdemokraten und Freie Demokraten, wird erneut gestört.
Nach den Grünen Anfang der 80er Jahre erscheint eine weitere Partei im "Wählermarkt".
Sie kann die Hürde der 5-Prozent-Klausel überwinden und die FDP auf den letzten Platz verweisen.
Nach drei für sie erfolgreichen Wahlen beginnt sie, sich zu etablieren.
Alte Strukturen scheinen brüchig zu werden.
Die Volksparteien verlieren an Zustimmung.
Die Landschaft wird vielfältiger." Biedenkopf weiter: "Die Identifikation der Wähler mit den Parteien habe sich im zurückliegenden Jahrzehnt deutlich gelockert.
Im Blick auf die ideologischen Profile der Wähler habe sich die Landschaft polarisiert. Die Zahl derer, die ihre Grundeinstellung als links oder rechts bezeichnen, sei kontinuierlich angestiegen.
Die früher so dominierende Mitte dagegen sei geschrumpft.
So hätten sich 1976 16,8 Prozent der Befragten als linksstehend, 24,6 Prozent als rechts- und 58,6 Prozent als politisch zur Mitte orientiert eingeschätzt.
1987 habe die Selbsteinschätzung folgendes Bild ergeben: links 25,4 Prozent (plus 8,2), rechts 28 Prozent (plus 3,4) und Mitte 46,6 Prozent (minus 12).
In derselben Zeit (1976 bis 1987) sei die Identifikation mit ihrer Partei bei den CDU-Wählern von 34,7 auf 31,5, bei SPD-Wählern von 37,5 auf 31,6, bei der FDP von 5,6 auf 1,8 Prozent zurückgegangen.
Dieser Rückgang vollziehe sich in den verschiedenen Gruppen unterschiedlich schnell.
In der seit 1955 geborenen "Wohlstandsgeneration", die etwa ein Viertel der Wähler ausmacht, sei der Rückgang besonders ausgeprägt.
In ihr sei die SPD-Bindung zwischen 1980 und 1987 von 45,8 auf 29,2 Prozent, die CDU-Bindung von 31,8 Prozent im Jahr 1976 auf 18,5 Prozent im Jahr der Straußwahl 1980 zurückgegangen." Biedenkopf offenbart die Methoden der CDU, auch gegen 'Die Republikaner': "Immer ist die Polarisierung damit zugleich ein bewußter Verbrauch an politischer Mitte.
Diese Methode ist so lange wirksam, so lange noch ein Rest von Plausibilität die Konfrontation rechtfertigt.
Sie scheitert - wie die Europawahl zeigt - , wenn die Begründung für die Konfrontation nicht mehr nachvollziehbar ist, von den eigenen Leuten nicht angenommen wird oder schlicht lächerlich wirkt. Werbespots, in denen ein wackerer Feuerwerker im Schweiße seines Angesichts Sprengsätze mit roten, grünen und braunen Zündkabeln entschärft und damit die Republik vor der Katastrophe rettet, gehören eindeutig in die dritte Kategorie.
Sie sind kontraproduktiv. Voraussetzung für die Wirksamkeit massiver Abgrenzung ist, daß wenigstens ein latentes Gefühl der Gefährdung und Bedrohung existiert, das durch die Botschaft zu Resonanz gebracht werden kann.
Als es um die Abwehr der Bedrohung aus dem Osten ging, war dies der Fall.
Daß Radikale, also auch Republikaner, und die SPD den Wohlstand und die Zukunft in Frage stellen könnten, war nicht nachvollziehbar.
Der Slogan war ein Flop.
Wir sollten daraus lernen.
Aber die Radikalisierung der Konkurrenz um die politische Mitte kann trotzdem Wirkungen entfalten.
Sie kann die Hemmschwelle senken, die die Wähler in der Mitte bindet und von den Rändern des politischen Spektrums fernhält.
Wenn wirkliche politische Gründe fehlen, Parteien der Mitte zu wählen, dann können sie auch durch die Radikalisierung der Sprache nicht ersetzt werden.
Bei vielen Wählern wird eine solche Sprache eher als das eigene "radikale" Wahlverhalten rechtfertigen.
Oder sie werden die Abgrenzung durchbrechen, weil sie sich gegen die Bevormundung des gesunden Menschenverstandes durch radikale Parolen wehren.
Für die Volksparteien ist es dann schwierig, die Wähler zurückzugewinnen.
Die Autorität, auf die sie sich berufen können, haben sie durch ihre radikale Sprache selbst geschwächt.
Alles in allem erlaubt uns das Links-Rechts-Schema, Wählerbewegungen zu vermessen und Aussagen über die jeweilige Attraktivität der Mitte als politischem Aufenthaltsraum der Mehrheit zu machen." Auch scheut sich Biedenkopf nicht, die Marschrichtung vorzugeben: "'Die Republikaner', darin ist man sich einig, sind eine populistische, rechtsextreme Partei.
Ihre Erfolge verdanken sie weniger ihren dürftigen programmatischen Aussagen als der Mobilisierung von Stimmungen, Affekten und Ressentiments.
Mit Erfolg sprechen sie ein rechtskonservatives Wählerpotential an, das nicht nur bei uns, sondern in jedem Gemeinwesen vorhanden ist. Diesen Wählern ist die Sicherung des Bestehenden weit wichtiger als jede Veränderung.
Ihr Wunsch nach Dauerhaftigkeit, Ordnung, Überschaubarkeit und Schutz vor Überforderung, nach wirtschaftlicher Sicherheit ist besonders groß.
Sie fühlen sich durch den ständigen Wandel der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse bedroht.
Vielen von Ihnen gehören zu den Bürgern unseres Landes, die Mühe haben, die komplexe Gegenwart zu verstehen.
Sie fürchten sich vor einer weiteren Steigerung der Möglichkeiten, aber auch vor der Notwendigkeit, sich zu behaupten.
Diese Sorgen und Ängste werden von den Republikanern angesprochen.
Sie sind um so erfolgreicher, je geringer das Vertrauen der Bürger in die Volksparteien ist.
Daß die Volksparteien in den zurückliegenden Jahren an Vertrauen verloren haben, ist unbestritten.
Nach einer Spiegel-Umfrage vom Mai 1989 bringen noch ganze 35 Prozent der Bevölkerung den Parteien Vertrauen entgegen (unter den Anhängern der Republikaner: 11 Prozent), zum Vergleich: dem Bundesverfassungsgericht 82, der Justiz 71, dem Fernsehen 67, der evangelischen Kirche und der Bundeswehr 62, dem Bundestag 60, der katholischen Kirche 54 und dem Bundestag 50 Prozent." (Anmerkung: gemeint ist wohl in einem Fall der Bundesrat) Und Biedenkopf offenbart den parteipolitischen Mißbrauch der Medien mit der Aussage: "Daß Attacken der Republikaner gegen die Medien auf fruchtbaren Boden fallen, kann niemanden verwundern.
Er ist durch die Auseinandersetzung der Volksparteien mit den Medien vorbereitet.
Auch diese Auseinandersetzung kennt Formulierungen und Forderungen, die nicht vom Respekt vor der im Grundgesetz verankerten Pressefreiheit diktiert sind.
Zwar wollen die "etablierten Parteien" nicht in die Pressefreiheit eingreifen. Aber ihre Versuche, direkt oder mit Hilfe ihrer Gremienmitglieder Einfluß auf Sendungen oder Programme der Rundfunk- und Fernsehanstalten zu nehmen, sind bekannt." Biedenkopf räumt mit der nächsten Aussage offensichtlich ein, daß der Verfassungsschutz offensichtlich als Instrument gegen unliebsame Konkurrenz zu betrachten ist: "Worauf es ankommt, ist dies: Bekämpfen kann man eine rechtspopulistische Protestbewegung wie 'Die Republikaner' weder mit dem Verfassungsschutz noch mit Ausgrenzungsbeschlüssen. Beides würde nur diejenigen in ihrem Protestverhalten bestätigen, die sich und ihre politischen Interessen von den etablierten Parteien nicht vertreten glauben.
Sie würden sich mit ausgegrenzt fühlen, jedenfalls nicht besser verstanden als vorher.
Ebenso sinnlos wäre der Versuch der Volksparteien, sich den Protest in moderater Form zu eigen zu machen.
Von Politikern in verantwortlichen Positionen erwartet man nicht, daß sie gegen Übelstände protestieren.
Sie sollen sie beseitigen.
Dazu müssen die Mißstände offen angesprochen, die Verantwortung für sie, soweit notwendig, zugegeben und auf dieser Grundlage überwunden werden.
Nur so können wir verhindern, daß sie weiterhin der Nährboden für extreme politische Bewegungen abgeben.
Nicht 'Die Republikaner' müssen bekämpft werden, sondern die Ursachen, die eine solche Partei möglich machen.
Von diesem Ansatz ist bisher wenig zu sehen.
Das könnte erklären, warum 'Die Republikaner' ungeachtet ihrer Nähe zum Rechtsextremismus über den Kreis ihrer Wähler hinaus Zustimmung und Unterstützung finden.
So sahen im Sommer 1989 immerhin 41 Prozent der Bundesbürger in den Republikanern eine demokratische Partei (Spiegel-Umfrage).
18 Prozent würden es begrüßen, wenn 'Die Republikaner' in den nächsten Deutschen Bundestag einzögen, 24 Prozent wäre es egal." Besonders letztere Aussagen sind hochinteressant, da Biedenkopf Meinungsumfragen veröffentlicht, die in konträrem Gegensatz zu anderen, bekanntgemachten Veröffentlichungen stehen, bei denen 'Die Republikaner' seltsamerweise stets viel schlechter wegkommen. [92.01]


Oskar Birkenfelder, Vorsitzender der Sinti-Union Deutschland,

durfte in den Print- und Sprechmedien öffentlich einen Vergleich zwischen einem Fahndungseinsatz in Freiburg und dem 3. Reich äußern und dabei der Polizei vorwerfen, "Vertreibungspolitik" und "Diskriminierung ethnischer Minderheiten" zu betreiben.
Ein namentlich ungenannter Angehöriger der Sinti konnte, durch das journalistische Schweigerecht geschützt, die Polizeibeamten mit "Schergen der SS" vergleichen und aussagen: "Früher hatten sie braune Jacken an und heute grüne, aber die Denkweise ist die gleiche." Die Freiburger Staatsanwaltschaft bleibt untätig und leitet kein Ermittlungsverfahren ein. [129.01]
Die Landtagsfraktion der Republikaner erstattet Strafanzeige wegen Verdachts der Volksverhetzung und fordert von Innenminister Birzele eine Stellungnahme an. [64.03]


Marianne Birthler, Bündnis 90/Grüne, Bundesvorstandssprecherin,

erklärte, eine Abgrenzung ihrer Partei von der PDS, Nachfolgepartei der SED, verbiete sich auf kommunaler Ebene, da dadurch die praktische Politik blockiert würde. [03.10]


Frieder Birzele, SPD, Innenminister

in Baden-Württemberg, sind 'Die Republikaner' ein Dorn im Auge.
Sie will er nicht im öffentlichen Dienst haben und denkt an Berufsverbote.
Auf Frage des Spiegel im September 1993, wen er denn disziplinieren wolle, antwortet er: "REP-Parteifunktionäre, Kandidaten für den Bundestag, die Landtage und die Kreis- oder Kommunalparlamente." [02.22]
Allerdings wird ihm von Gerhard Mayer-Vorfelder, CDU-Finanzminister in Baden-Württemberg, vorgeworfen, auf dem linken Auge blind zu sein.
Mayer-Vorfelder verlangte von seinem Kabinettskollegen Birzele, an links- und rechtsextremistischen Aktivitäten dieselbe Elle anzulegen.
Er äußerte sein Befremden darüber, daß Birzele die VVN als "ehrenwerte und harmlose Gruppierung" darstellen würde.
Eine solche Verharmlosung nähre die Besorgnis, Birzele sei auf dem linken Auge blind.
Dieser müsse sich schon fragen lassen, ob er nicht auch Mitglieder der linksextremistischen VVN, zu denen neben Familienministerin Unger-Soyka (SPD) auch der Staatssekretär im Sozialministerium, Werner Weinmann (SPD) gehöre, auf die Pflicht zur Verfassungstreue hinweisen wolle.
Birzele hatte im September 1993 die Beamten des Landes an Ihre Treuepflicht zur Verfassung erinnert und im Falle der Mitgliedschaft bei den Republikanern dienstrechtliche Konsequenzen angedroht. [03.13]
Sein Bestreben, den hohen Ausländeranteil an der Kriminalität vor allem im Grenzgebiet zur Schweiz und Frankreich herunterszuspielen, fordert den Widerspruch des Polizei-Pressesprechers von Weil am Rhein heraus. Dessen Kommentar, daß die Statistik den Innenminister Lügen strafe, hatte schließlich dessen Absetzung als Pressesprecher zur Folge.
In Polizeikreisen sprach man von "Maulkorb" und "Entledigung eines unangenehmen Kritikers." [23.02]
Die beantragte Resolution der SPD-Kreistagsfraktion im Landkreis Göppingen zum Thema "Änderung des Asylbewerberunterbringungsgesetzes" begründete der Sohn eines Göppinger SA-Mannes [130.01]
1992 als damaliger Kreisrat damit, daß den Gemeinden die Zahl der Plätze in Sammelunterkünften angerechnet werden müßten. [88.01]
Birzele, selbst ein "Kind" der 68-er Generation, schätzt anhand von Zahlen rechtsextremistische Gewalttäter als die "größte Bedrohung der Inneren Sicherheit und der Demokratie" ein.
Dabei stellten aber nicht nur die Gewalttäter eine Gefahr dar, sondern auch Politiker.
Diese würden sich seriös geben, aber "mit hohlen Phrasen" bei den Wählern auf Stimmenfang gehen.
'Die Republikaner' zählte er anläßlich der Eröffnung einer Wanderausstellung unter dem Motto "Biedermänner und Brandstifter" ausdrücklich dazu, denn es lägen tatsächliche Anhaltspunkte vor, daß sie "in aggressiver Weise die demokratische Grundordnung zu beseitigen suchen." [03.22]
[05.23]
Bereits im Juli 1993 bezeichnet er im Landtag anläßlich der Veröffentlichung des Verfassungsschutzberichtes 1992 Die Republikaner als "geistige Brandstifter", ohne ein entsprechendes Beweismaterial vorzulegen.
Die Landtagsfraktion der Republikaner warf ihm deshalb vor, er habe damit 'Die Republikaner' "linksextremistischen Kreisen zur Brandstiftung freigegeben", und machten ihn für den Brandanschlag auf ihren Abgeordneten Karl-August Schaal in Tübingen verantwortlich. [36.04]
Bei einem nächtlichen Brandanschlag auf ein Wohnmobil und zwei Autos des Abgeordneten entstand ein Sachschaden von rund 50.000 Mark.
Nur durch viel Glück konnte verhindert werden, daß auch noch dessen Wohnhaus abbrannte.
Wenige Tage darauf bekennt sich eine "Wagensportliga" zur Tat.
Die Täter sind indes bis heute nicht ermittelt. [126.01]
Im Mai 1994 mußte sich Birzele von Ministerpräsident Erwin Teufel den Vorwurf anhören, es sei falsch, daß dessen Ministerium vor allem gegen Rechtsradikale vorgehe, während es die linke Gewaltszene verharmlose.
Auch linke Chaoten, so Teufel, gehörten zur Realität im Land.
Birzele artikuliere auf diesem Gebiet völlig einseitig.
Der Grünen-Abgeordnete Rezzo Schlauch hingegen nahm Birzele in Schutz.
Der Entlastungsangriff Teufels auf eine "dubiose, durch nichts konkretisierte linke Szene" spiele nur "den Schönhubers und Konsorten in die Hände." [77.02]
Bei einer weiteren Eröffnung seiner Wanderausstellung "Biedermänner und Brandstifter" will er sich mit den Republikanern "offensiv auseinandersetzen".
Aber er polemisiert, was ihm unter anderem deutliche Proteste der Anwesenden und den Vorwurf, "Stasi-Methoden" anzuwenden, einbringt.
Empfindlich wie er ist, läßt er sich schließlich gegenüber seinen Kritikern mit den Worten "halten Sie gefälligst Ihr Maul!" zu einer Entgleisung hinreisen. [89.01]
Demzufolge gaben Bürger, die sich wegen kritischen Fragen und Anmerkungen um den Begriff "multikulturelle Gesellschaft" äußerten, dem Minister recht deutlich mit auf den Weg nach Stuttgart, daß sie sich nicht in die Schublade "rechtsextrem" stecken lassen wollen. [80.02]
Wenig Fingerspitzengefühl zeigtel Birzele auch, als es darum ging, den Leiter des Haus der Heimat in Stuttgart, Albert Reich, zu suspendieren.
Reich wurde vorgeworfen, angeblich rechtsextremistische Literatur in der Hausbibliothek zu verwalten.
Auf Fälschungen aufgesessen, mußte Reich alsbald voll rehabilitiert werden.
Als ebenfalls im Haus der Heimat ein Seminar "Heimatlosigkeit in unserer Zeit" durch den BdV stattfinden sollte, soll Birzele auf das Gerücht hin, der Tagungsleiter Peter Bansleben sei NPD - Mitglied, im Übermaß reagiert und die Verlegung des Seminars erzwungen haben.
Andernfalls untersage man die Durchführung im Haus der Heimat.
Zwar ist oder war Bansleben je Mitglied der NPD, dennoch nutzte man die Gelegenheit, die Vertriebenenarbeit zu diskreditieren. Die "Stuttgarter Nachrichten" saßen der Geschichte ebenfalls auf und machten dabei nicht nur das Journal "Criticón" zu einer "rechtsextremistischen Zeitschrift", sondern auch gleich noch die SPD-Postille "Blick nach rechts".
Schließlich soll auf Veranlassung des Innenministeriums vor dem neuen Tagungslokal noch die Polizei aufmarschiert sein, um die Personalien der Teilnehmer festzustellen.
Gesucht wurde, so angeblich die lapidare Anweisung aus Birzeles Ministerium an die diensttuende Polizei, nach einer "Rechtsextremen Gruppe", was Finanzminister Mayer-Vorfelder (CDU) veranlasste, darin "eine Ungeheuerlichkeit und einen Mißbrauch staatlicher Macht" zu sehen.
Birzele bestreitet, daß sich der Vorgang so abgespielt habe. [68.04]
Im Juli 1994 untersagt das Stuttgarter Verwaltungsgericht Birzele, weiterhin die Behauptung zu verbreiten, ein Abgeordneter der Republikaner habe an einem "Vaterländischen Abend" eines als rechtextremistisch eingeordneten Vereins teilgenommen. [64.02]
Den neuen Bundesvorsitzenden der Republikaner, Rolf Schlierer, hält er für einen "Wolf im Schafspelz".
Er sieht "keinen großen Unterschied zwischen den Herren Schönhuber und Schlierer." [97.02]


Lothar Bisky, PDS, Bundesvorsitzender

der PDS, legt eine Dokumentation über die Zusammenarbeit der CDU mit der PDS im brandenburgischen Landtag vor und meint, die gemeinsamen Aktivitäten bewiesen, daß beide Parteien zusammengearbeitet hätten.
Er forderte die CDU auf, "Schluß mit der Heuchelei" zu machen und die "unerträglichen Attacken" gegen seine Partei zu beenden.
Insgesamt habe es 11 gemeinsame Gesetzesinitiativen aller im Potsdamer Landtag vertretenen Parteien, drei Anträge und eine Gesetzesinitiative mit der CDU gegeben.
Viele CDU-Landräte seien mit den Stimmen der PDS gewählt worden. [04.06]
Nur unter Schwierigkeiten gelang es ihm zusammen mit seinem Vorgänger Gregor Gysi im zweiten Anlauf nach hitziger Debatte, ein Grundsatzpapier auf dem PDS - Bundesparteitag im Januar 1995 durchzusetzen, indem die Partei eindeutig vom Stalinismus abrückt.
Die Gegenposition wurde von der Wortführerin der Kommunistischen Plattform (KPF)in der PDS, Sarah Wagenknecht mit Vehemenz vertreten. [86.01]


Norbert Blüm, CDU, Arbeitsminister,

hat große Probleme mit den Republikanern, denen er gerne die Schuld für die verfehlte Ausländerpolitik seiner Regierung in die Schuhe schieben möchte.
Die Republikaner seien "intellektuelle, politische Schmierensteher" der Brandanschläge gegen Türken und Asylbewerber und rief dazu auf, 'Die Republikaner' zu tabuisieren. [17.04]
Zuvor gibt er der Bild-Zeitung einen Gastkommentar zum Solinger Attentat mit der Überschrift: "Es gehört sich nicht, Republikaner zu sein", obwohl weder die Täter bekannt sind, noch bekannt ist, daß die späteren Tatverdächtigen von einem V-Mann des Verfassungsschutzes in dessen Sportschule ausgebildet wurden: "Eine Familie kommt aus der Türkei nach Deutschland.
Mutter und Vater schuften für ihre Kinder. Sie auf der Putzstelle.
Er geht Nacht für Nacht auf Schicht.
Tagsüber schläft er in seinem Auto.
Die Wohnung ist zu klein.
Sie sparen sich ein Haus vom Munde ab und leben friedlich als eine große Familie unter ihrem Dach.
Dann die schlimme Nacht.
Das Haus wird angezündet.
Zwei Kinder, zwei Enkel, eine Nichte kommen in den Flammen um.
Dieser mobmäßig organisierte Mord läßt sich nicht mehr mit Lichterketten bedauern.
Das ist kein Kinderspiel.
Die Horden, die gegen unsere ausländischen Mitbürger in den Krieg ziehen, gehören verboten.
Wer Gewalt propagiert, gehört hinter Gitter. Wir dürfen nicht warten, bis aus Worten der Gewalt Taten der Gewalt werden.
Kampf den Republikanern.
Sie sind die Schreibtischtäter der Gewalt.
Jeder anständige Deutsche muß sich schämen, wenn er mit den Republikanern zu tun hat.
Es hat nichts mit Achtung der Meinungsvielfalt zu tun.
Es gehört sich einfach nicht, Republikaner zu sein. Schutz der Türken ist nicht nur Sache der Polizei.
Jeder von uns muß ein Schutzmann oder eine Schutzfrau für seine türkischen Arbeitskollegen, für seine türkischen Schulkameraden, für seine türkischen Nachbarn sein." [27.07]


Willibald Böck, CDU, Innenminister

in Thüringen, trat 1992 zurück, weil er von West-Unternehmern Geld angenommen und sich damit dem Verdacht der Vorteilnahme ausgesetzt hat. [65.01]
Insgesamt ging es um 50.000 DM für die CDU, von denen 5.000 DM an die CDU im Kreis Sömmerda gegangen sein soll.
Böck räumte aber nur 20.000 DM ein.
Das Geld soll von der hessischen Unternehmensgruppe Stutz geflossen sein, die sich um Konzessionen von acht geplanten Autobahn-Raststätten in Thüringen beworben hatte. [66.01]


Ibrahim Böhme, SPD-Vorsitzender

in der DDR, legte 1990 sein Amt nieder, als Akten über seine Stasi-Vergangenheit an die Öffentlichkeit kamen. 1992 sah sich die SPD gezwungen, ihn aus der Partei auszuschließen. [65.01]


Wolfgang Böhmer, CDU, Finanzminister

in Sachsen-Anhalt, wurde vorgeworfen, sich unter dem später zurückgetretenen Ministerpräsidenten Werner Münch zu hohe Gehälter erschlichen zu haben, die gegen Bundesrecht verstießen (Gehälter-Affäre).
Unter dem neuen Ministerpräsidenten Christoph Berger wechselte Böhmer schließlich ins Ressort des Sozialministers. [66.01]


Klaus Bölling, SPD, "Botschafter"

in Ostberlin, sandte 1981 ein Fernschreiben an das Bonner SPD-Kanzleramt, worin er einen Hinweis Schalck-Golodkowskis übermittelte, daß Honecker zu "Gesten" bereit sei, um die Wahl Hans-Jochen Vogels zum Regierenden Bürgermeister von Berlin zu erleichtern. [24.13]


Peter Boenisch, CDU, Regierungssprecher,

wurde vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten zu 1,08 Millionen Mark Geldstrafe wegen Steuerhinterziehung aus seiner Beratertätigkeit für Mercedes-Benz verurteilt. [05.01]


Holger Börner, SPD, Ministerpräsident

in Hessen, meint 1982 über gewalttätige Störer: "Ich bedaure, daß es mir mein hohes Staatsamt verbietet, den Kerlen selbst eins in die Fresse zu hauen.
Früher auf dem Bau hat man solche Dinge mit Dachlatten erledigt!" [02.29]
Sein Ausspruch wird nicht als Volksverhetzung geahndet. [68.01]


Hans-Werner Börs, CDU, Bürgermeister

von Kriftel, sitzt in Hessen unter Korruptionsverdacht in Untersuchungshaft.
Nach Recherchen der Ermittler soll er mehrere Firmen zu üppigen Parteispenden bewogen haben. Mindestens 40.000 bis 50.000 Mark sollen an die CDU geflossen sein. [02.01]


Rolf Bossi, Rechtsanwalt,

München. Der Prominenten-Anwalt wurde vom Amtsgericht München zu 9000 Mark Geldstrafe verurteilt, weil er einen Oberstaatsanwalt beleidigt hatte.
Im Zusammenhang mit einem Mordprozeß hatte er in einer Strafanzeige an den Generalbundesanwalt geschrieben, der Anklagevertreter gebe "eine nationalsozialistische Weltanschauung in einer erschütternden Deutlichkeit zu erkennen".
Das entscheidende Gericht begründete die Verurteilung Bossis damit, daß die Bezeichnung "Nazi" eine schwerwiegende Beleidigung sei.
Der Schutz der Menschenwürde habe Vorrang vor dem Recht auf freie Meinungsäußerung. [73.01]


Willy Brandt, SPD, Bundeskanzler,

ließ sich am 7.10.85 eine Entschädigung "wegen Schadens an der Ausbildung" bezahlen, weil er wegen seiner Flucht aus Deutschland 1933 als Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei SAP nicht studieren konnte.
In Norwegen erschien sein Buch "Verbrecher und andere Deutsche" und spendete darin den Russen Beifall, daß sie das ehemalige KZ Sachsenhausen ganz gut ausgenutzt hätten. [39.01]
In Sachsenhausen starben nach 1945 Tausende Deutsche, neben ehemaligen Nazis auch zahlreich ehemalige Sozialdemokraten und andere.
1968 erklärt er: "In meiner Arbeit als Außenminister konnte ich an das anknüpfen, was ich in den vergangenen Jahren gedacht und gesagt hatte - als junger Mann im skandinavischen Exil, als Regierender Bürgermeister von Berlin, als Vorsitzender der SPD." [40.01]
Am 9.12.71 bekräftigte er anläßlich seiner Friedens-Nobelpreis-Ehrung: "Ich glaube, meine grundlegenden Überzeugungen haben sich nicht geändert", wobei seine Aktivitäten als Kommunisten- und Sowjetfreundlicher Klassenkämpfer vor 1945 auffallen.
1937 hielt er demzufolge auch in Paris ein Referat unter dem Titel "Ein Jahr Krieg und Revolution in Spanien", das in den Worten zu den Morden und Vergewaltigungen von unzähligen Priestern und Nonnen in Spanien gipfelte: "Die Aufgaben der bürgerlichen Revolution sind zum großen Teil im ersten Ansturm gelöst worden.
Ein reinigender Sturm hat die Kirchen und Klöster gesäubert.
Die Macht der Kirche als eines sozialen und ökonomischen Faktors ist gebrochen. Die Granden, die Großgrundbesitzer sind verschwunden, ebenso ein guter Teil des korrupten reaktionären Bürokratengesindels.
Mit ihnen gingen so gut wie alle Großunternehmen und Bankherren.
Wo sie sich nicht beeilten, hat man ein wenig nachgeholfen und mit dem Ansturm der Bürgerlichen wurden die ersten Schritte der sozialistischen Revolution unternommen." [41.01]
In einem Brief an "die werten Genossen im ZK des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland" schrieb er u.a.: "Als Schüler von Marx und Lenin wissen wir, daß es zum siegreichen Kampf der Arbeiterklasse einer zielbewußten und revolutionären Partei bedarf...Das Ziel dieser Arbeit ist es, in Deutschland eine wahrhaft Kommunistische Partei und in der Welt eine wahrhaft Kommunistische Internationale zu schaffen." [42.01]
1963 erklärt er jedoch auf dem Schlesier-Treffen: "Breslau, Oppeln, Gleiwitz, Hirschberg, Glogau, Grünberg: das sind nicht nur Namen, das sind lebendige Erinnerungen, die in den Seelen von Generationen verwurzelt sind und unaufhörlich an unser Gewissen klopfen.
Verzicht ist Verrat, wer wollte das bestreiten! Das Recht auf Heimat kann man nicht für ein Linsengericht verhökern - niemals darf hinter dem Rücken der aus ihrer Heimat vertriebenen oder geflüchteten Landsleute Schindluder getrieben werden...Der Wiedervereinigung gilt unsere ganze Leidenschaft." [44.01]
In seinen Memoiren schreibt er 1989: "Ich muß bekennen, daß ich aufgehört habe, über Wiedervereinigung nachzudenken.
Sie ist die spezifische Lebenslüge der zweiten deutschen Republik." [104.01]
Ende desselben Jahres erklärt seine Partei, die SPD, zur bevorstehenden Wiedervereinigung der Bundesrepublik mit der DDR: "Damit rückt die Erfüllung eines sozialdemokratischen Traumes näher.
Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.
In Deutschland und Europa." [105.01]


Carola von Braun, FDP, Fraktions- und Landesvorsitzende

der FDP in Berlin, rechnete ihre Friseurbesuche über die Fraktionskasse ab.
Die Sache kam ans Licht, als eine zu kurz gekommene Parteifreundin auspackte und neben den Friseurbesuchen noch 6.000 DM für Flugtickets, 500 DM für Taxifahrten und 600 DM für Zeitungsausgaben anprangerte.
Der innerparteiliche Machtkampf endete mit der Aufgabe aller ihrer Ämter. [66.01]
Ende 1994 warnt von Braun zusammen mit Gleichgesinnten in einem "Aufruf zur Erneuerung der FDP" vor einem Kurswechsel der Liberalen und wendet sich gegen die "restaurativen Vorschläge neueingetretener Konservativer" aus Angst vor "Unterwanderung". Vorausgegangen war ein von zwölf FDP-Politikern um den ehemaligen Generalbundesanwalt Alexander von Stahl unterzeichnetes Papier mit der Forderung einer Öffnung nach rechts durch die Partei.
Zur Abwehr schlägt sie das "Domizilprinzip" vor, nach dem Neumitglieder nur noch an ihrem Wohnort in die FDP eintreten können. [68.01]


Heinrich von Brentano, CDU, Außenminister,

war Mitglied des Parlamentarischen Rates von 1948/49. Dort focht er für eine enge Auslegung des Asylrechts: "Es geht mir zu weit - und ich glaube auch nicht, daß das der Zweck einer solchen Vorschrift sein kann, - daß wir generell dem politisch Verfolgten das absolute Asylrecht geben." Wenn man das Asylrecht so weit fasse, "dann schaffen wir Voraussetzungen dafür, daß alle diejenigen, die sich wegen des aktiven Einsatzes gegen die demokratische Grundordnung in ihrer Heimat nicht aufhalten können, in Deutschland ungestraft und unter Berufung auf dieses Asylrecht weiterleben und weiter arbeiten können." [17.01]


Manfred Brunner, Ex-FDP, Ex-Landesvorsitzender

der FDP in Bayern und Ex-EG-Kommissar in Brüssel, erkennt möglicherweise die bisherige EG-Fehlpolitik, gründet eine eigenständige Partei und wirft der CDU bei der Eröffnung des Europa-Wahlkampfes seines neu gegründeten Bundes Freier Bürger vor, sie sei nicht mehr verfassungstreu, wenn sie jetzt für einen Bundesstaat Deutschland in einem vereinten Europa stimme.
Brunner: "Nach der Völkerverfolgung im 3.Reich gibt es nunmehr eine neue Völkerverfolgung: die des eigenen Volkes." Deutschland müsse "normal" werden, ein Nationalstaat bleiben und die Formulierung nationaler Interessen in Europa vorantreiben.
Die Deutschen brauchten ein neues Selbstbewußtsein und nach einem "supranationalen, undemokratischen und zentralistischen Ostblock" dürfe es kein ebensolches Westeuropa geben. [83.01]
Wegen seiner vergleichenden Völkerverfolgungsdarstellung erhält er vom bayrischen Chef der Jungen Liberalen, Ralph Lange, eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung. [84.01]


Ignatz Bubis, FDP, Vorsitzender

des Zentralrats der Juden in Deutschland, glaubt nicht, daß es durch den von ihm erwarteten Einzug der Republikaner in den Bundestag ein zweites 1933 geben wird.
Die Parteien seien auf dem Holzweg, wenn sie glaubten, sich nach rechts öffnen zu müssen, um das Feld nicht anderen zu überlassen.
Dies sei das verkehrteste, aber genau das, was die Parteien versuchten.
Zudem widersprach er der Einschätzung, daß Ostdeutsche gegenüber rechtsextremen Gedankengut besonders empfänglich seien. Das Gegenteil sei der Fall.
Bubis meint, über 30 % der Deutschen seien antisemitisch eingestellt. [54.02]
Antisemitismus gebe es in jedem Land, selbst in Ländern, in denen es kaum Juden gebe.
Als Beispiel nannte er Polen, wo es einschlägig "vielleicht am schlimmsten in Europa" zugehe.
In Deutschland fühle er sich "sehr sicher". [24.30]
Vom Vorsitzenden der Sinti und Roma, Romani Rose, wird er der "Apartheid-Politik" gerügt.
Bubis lehnt es ab, daß das in Berlin geplante Holocaust-Denkmal nicht nur Juden, sondern auch an Zigeuner erinnern soll. [24.32]
In Amsterdam spielt sich Bubis zum Moralapostel über andere europäische Länder auf, als er das Mannheimer Deckert-Urteil unter Vorsitz eines seit 25 Jahren der SPD angehörenden Richters kritisiert: "Es ist ganz falsch, wenn das Ausland immer wieder auf Deutschland zeigt, während solche Zwischenfälle im eigenen Land einfach toleriert werden. Ein Mann wie Deckert würde in den Niederlanden, in Großbritannien oder Dänemark nicht bestraft werden.
In keinem Land Europas wäre er vor den Richter gekommen.
Es wird höchste Zeit, daß die europäischen Länder sich einmal mit sich selbst beschäftigen." [24.46]
Beerdigt werden möchte Bubis in Israel, weil die Juden dort den Messias erwarten und: "Ich möchte nicht, daß mein Grab hier geschändet wird." [05.20]
Vor dreisten Lügen über Andersdenkende weicht Bubis nicht zurück.
So behauptet er nach dem Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge in einem Interview mit dem "Kölner Express": "Parteien wie Die Republikaner, deren Anhänger Brandanschläge auf Ausländer, wie vor einigen Monaten in Fürth im Odenwald, beteiligt sind, haben im Fernsehen nichts zu suchen." [78.01]
Hierfür erhält er von Franz Schönhuber und anderen Republikanern Strafanzeigen wegen Verleumdung, die jedoch allesamt eingestellt werden. Franz Schönhuber nennt ihn deswegen öffentlich einen "Volksverhetzer".
Bubis selbst zieht es vor, keine Strafanzeige gegen Franz Schönhuber zu stellen. Stattdessen fordert der Schriftsteller Ralph Giordano: "Daß diesem Schönhuber nicht sofort der Garaus gemacht wird, ist empörend und schafft eine unerträgliche Situation für die Juden in der Bundesrepublik." [17.10]
Bald darauf zeigen die Spuren nach Nahost, wie aus bis dahin unter Verschluß gehaltenen Akten der Bundesanwaltschaft hervorgeht. [34.07]
Von einem "palästinensischen Hintergrund" ist die Rede. "Bonn-Info" fragt: "...unterstellt, es waren in Lübeck nicht Rechtsradikale, sondern ´Kräfte´ im Nahen Osten, wie stünde dann der respektable Ignatz Bubis mit seinen bisherigen Kommentaren zu Lübeck da?" [96.01]
"Focus" weist auf einen anderen Anschlag auf die Synagoge in Essen hin.
Dort wollten fünf Araber offenbar Vergeltung für das Massaker von Hebron (25.2.94) verüben. [31.10]
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Später wird der Name Munir al-Makdah als palästinensischer Auftraggeber genannt und als "stillen Beleg" für die Wahrscheinlichkeit der Nahost-Spur das Schweigen Israels nach dem Lübecker Anschlag gewertet. [31.11]


Reinhard Bütikofer, Grüne, MdL,

gibt als Beruf "Politiker" an.
Er war von 1983 bis 1986 Mitarbeiter der Heidelberger Wochenzeitung "Communale".
Von 1973 bis 1980 aktiv in der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft und seit 1974 Mitglied der Kommunistisch-maoistischen KHG, später des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW). [52.01]

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Stand der Seite: 03. Januar 2002