AUDI-Flyer für LKW-Fahrer:

"LKW-Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit"

Firmen und Anwohner in den Böllinger Höfen reiben sich verwundert die Augen:

Die Böllinger Höfe werden - wie auch das Gebiet im nördlichen Industriegebiet zwischen EnBW-Kraftwerk und dem Osthafen - in einem von der AUDI AG ausgegebenen "Info-Flyer für die LKW-Fahrer" als "LKW-Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit" ausgewiesen. "In der nachfolgenden Karte sind alternative Übernachtungsmöglichkeiten sowie Gastrononomie und Tankstellen" dargestellt", heißt es in fett hervorgehoben Passagen auf dem Flyer dazu, auch wenn auf der Darstellung östlich des Neckars einige Angaben verwechselt wurden.

Schon seit erheblicher Zeit wehren sich die im Gebiet der Böllinger Höfe lebenden Anwohner über die enormen Belästigungen der dort permanent Ruhepausen einlegenden LKW.

Das wäre nicht weiter schlimm, käme es dadurch nicht ständig zu erheblichen Beeinträchtigungen mit dem Laufenlassen von Motoren, Campieren auf und an der Straße und hinterlassenen Fäkalien neben der Nichteinhaltung von Straßenverkehrsvorschriften. Das interessiert offensichtlich in der Verfolgung die zuständigen Behörden recht wenig. Selbst Handgreiflichkeiten müssen sich Anwohner, die es mit der bürgermeisterlichen Anregung zum Gespräch mit den LKW-Fahrern versuchen, gefallen lassen. Zwar hat die Stadt nach den ersten massiven Beschwerden zwei Dixi-Toiletten und etliche Papierkörbe aufstellen lassen, indes reicht dieses von den Anwohnern als Alibi-Aktionismus bezeichnete Vorgehen bei Weitem nicht aus.

Auch, daß genau dort, wo die Abfälle und Fäkalien hinterlassen werden, es sich eigentlich um ein Biotop nach §32 Naturschutzgesetz handelt, wird behördlicherseits als unbedeutend hingenommen. Stattdessen läßt man für teures Geld der Steuerzahler regelmäßig vor allem entlang der hauptbetroffenen Grundäckerstraße einen Reinigungstrupp durchmarschieren, anstatt dem Problem grundsätzlich durch Ausweisung entsprechender wirksamer Verbote entgegen zu wirken.

Nachdem festgestellt wurde, daß in einer im Internet verbreiteten Software das Gebiet sogar als "Autohof" bezeichnet wurde, hatte das Straßenverkehrsamt zwar erfolgreich die Löschung durchgesetzt, doch taucht nun der AUDI-Flyer für LKW-Fahrer auf.

Bislang ging man stets davon aus - und es gab auch keinerlei entsprechende Hinweise - daß die häufig aus Osteuropa stammenden LKW etwas mit dem in den Böllinger Höfen angesiedelten AUDI-Zweigwerk zu tun haben könnten. Nun ist die Überraschung um so größer, als sie möglicherweise vom Standort Neckarsulm aus zu den Ruheplätzen auf Heilbronner Markung verwiesen werden. Gleichzeitig heißt es: "Übernachtungen in der Wartezone vor dem Werkstor sind verboten!" und droht mit roter Schrift: "Zuwiderhandlungen werden mit Entzug des etwaigen Standgeldes bis hin zu einem Werksverbot für den Fahrer geahndet!"

Daß dies per Flyer-Empfehlung zu Lasten Heilbronner Bürger gehen soll, leuchtet den Bürgeern in den Böllinger Höfen nicht ganz ein. Indessen wäre es schon recht seltsam, wenn die Untätigkeit in Sachen Abhilfe einer ungleichen Behandlung in der Interessenabwägung liegen sollte.

Die Vertreter der Bürgerbewegung PRO-Heilbronn in den kommunalen Gremien haben dazu erneut eine Anfrage an die sich bislang in der Sache sehr LKW-moderat verhaltenden Stadtverwaltung gestellt. PRO-Stadtrat Alfred Dagenbach: "Es kann ja wohl nicht sein, daß die Verfolgung von Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung nur deshalb zu Lasten der Anwohner unterlassen wird, weil es sich um ausländischen LKW-Fahrer handelt. Inzwischen werden europaweit und länderüberschreitend Verstöße im Straßenverkehr in allen EU-Staaten verfolgt. Es geht auch nicht um den in einem Gewerbegebiet üblichen LKW-Verkehr, sondern um den Mißbrauch des Gebietes als Ersatz-Autohof, der auch noch für Übernachtungen empfohlen wird und deren offensichtlichen gesetzwidrigen Duldung durch die Heilbronner Verwaltungsspitze."