"Wutbürger"?
Wort des Jahres
eine Farce
Dagenbach: Der 'political correctness' gefrönt
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"Wutbürger - was soll denn das sein", fragt
sich der Vorsitzende der Bürgerbewegung PRO Baden-Württemberg und Heilbronner
Stadtrat Alfred Dagenbach zur Wahl des Begriffes "Wutbürger" zum "Wort des
Jahres". Er bezeichnete die Entscheidung als damit eine der 'political
correctness' gefrönten Farce und "bar jeder Realität".
Bürgerbewegung PRO Baden-Württemberg e.V.
"Am 16. Dezember 2010 hat die Gesellschaft für deutsche Sprache bereits zum 35.
Mal die Wörter des Jahres gekürt und damit wieder einmal aufgezeigt, in welcher
Weise diesjährige charakteristische Themen aus Politik, Wirtschaft und anderen
Bereichen des gesellschaftlichen Alltags sprachlich markiert worden sind", heißt
es in der offiziellen Pressemitteilung dieser ehrenwerten Gesellschaft, die sich
der deutschen Sprache verschrieben haben will. Daran dürfen ab er mindestens
diesmal füglich Zweifel angebracht werden.
Ausgewertet sei eine Sammlung von etwa 2000 Wörtern und Wendungen geworden, aus
der eine aus dem Hauptvorstand der Gesellschaft sowie den wissenschaftlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zustande gekommene "Jury", "zehn Wörter, die
die öffentliche Diskussion wesentlich bestimmt und dieses Jahr besonders
geprägt" hätten. Entscheidend sei aber nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks,
sondern vielmehr seine Signifikanz und Popularität und die Liste treffe
sprachlichen Nerv des sich dem Ende neigenden Jahres und stelle "auf ihre Weise
einen sprachlichen Jahresrückblick dar". Klar, daß man sich die Hintertür offen
hält, daß "ein solches Zeitzeugnis" der ausgewählten Wörter "mit keinerlei
Wertung oder Empfehlung verbunden" seien.
Angeblich sei diese Neubildung "Wutbürger" von zahlreichen Zeitungen und
Fernsehsendern verwendet worden, um "einer Empörung in der Bevölkerung darüber
Ausdruck zu geben, dass politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg
getroffen werden". Das Wort dokumentiere "ein großes Bedürfnis der Bürgerinnen
und Bürger, über ihre Wahlentscheidung hinaus ein Mitspracherecht bei
gesellschaftlich und politisch relevanten Projekten zu haben".
Dagenbach: "Welch hehrer Pathos! Letzteres mag nach
Ansicht der Jury vielleicht so sein, hatte aber kaum die von dieser behauptete
Relevanz in dem Volk, dem die deutsche Sprache zugeschrieben wird, denn jedes
andere Wort in der - wohlgemerkt beschlossenen - Liste ist mit Sicherheit öfter
in dessen Köpfe gelandet als der Begriff 'Wutbürger'. Und der auf den 2. Platz
gestellte Begriff 'Stuttgart 21' ist gewiß keine Neubildung, sondern der seit
weit über 10 Jahren gebrauchte Arbeitstitel für das nach wie vor umstrittene
Stuttgarter Bahnprojekt. Auch darüber, ob das 'Sarrazin-Gen' in den Köpfen der
Deutschen auf dem 3. Platz gelangt ist und das Wortgebilde wegen
Unvermeidbarkeit des Vorgangsnennung nicht eher unzufällig mit herabsetzender
Wirkung gesetzt wurde, kann man streiten. Fakt dürfte jedenfalls sein, daß der
nicht auftauchende Begriff 'Sarrazin' weit größere Spuren in den Nachrichten
dieses Jahres hinterlassen hat, als alles, was auf den Plätzen 1 bis 10
vorgeschoben worden ist. Wenn bis zu 94% der in Umfragen ihre Meinung abgebenden
Bürger den Aussagen Sarrazins recht geben und die politische Klasse dadurch
sogar nicht nur zum Einlenken, sondern zum Drehen um 180 Grad - wie die
Kanzlerin - gezwungen wird, bleibt an der Entscheidung der Jury der 'Gesellschaft
für deutsche Sprache' nicht anderes hängen, als sich der 'political correctness'
in unterwürfigster Weise gebeugt zu haben!"
1.Vorsitzender: StR Alfred
Dagenbach - 2.Vorsitzender: Fred Steininger
Eingetragen beim Amtsgericht Heilbronn